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  Eintrag vom 02.08.04

 

„Wenn das Leibis Mutter wüsste“

 

Ein kurzer Blick in die Volkswirtschaft: die deutsche Wirtschaft – so sagt man – kommt langsam voran und wird nun ggf. durch Hartz IV wieder ausgebremst. Bitburger ist weiterhin das beliebteste Fassbier Deutschlands, was aber auch i.F.v. überdimensionalem Konsums grüner Steine am Wochenende auch als Flaschenbier zu bestätigen sein dürfte. Alles bekannt soweit. Aber was haben die aktuellen Rohölpreise und die Holger Riek’sche Handyrechnung miteinander zu tun? Jede Menge... denn beide dürften sich am letzten Wochenende auf ein absolutes Rekordhoch gespült haben... denn wieder und wieder erschien in der Zeit zwischen 02.30 Uhr und 06.45 Uhr MEZ am Sonntag morgen auf meinem Handy-Display die komisch grinsende Fratze unseres lieben Mannschaftskollegen. Der Anlass? Rodder lud zum JGV-Fest. Als Gesang zu interpretierendes Grölen kam aus dem Lautsprecher, als ich (dumm wie ich bin) mal wieder den kleinen grünen Hörer-Knopf drückte...
Nachdem Katze und ich auf der Saisoneröffnungsfeier eine Delikatesse zauberten die seinesgleichen sucht, die aber weder Abnehmer noch Bewunderer fand, pilgerte der Rest der Mannschaft (zumindest ein Großteil) noch nach Rodder. Da saßen wir nun, Katze und ich und unser „Mini-Döner-Deluxe“. Die extra gefangene Hornisse war in diesem leichten von Baguette-Brot gehaltenem Senf-Dip schon leicht aufgeweicht... obwohl sie zuvor hinlänglich gekocht wurde... abgedeckt und abgerundet wurde dieses Gourmet-Spektakel durch einen Kraut- und Senfbelag wie er gerne in der südosteuropäischen Küche verwendet wird.
Doch im Sinne der Volkswirtschaft (verdammter Mist, diese Klausur musste ich 2 mal schreiben) war auch der gestrige Donnerstag (ja, Donnerstag) nicht zu unterschätzen. Tequila-Hersteller rieben sich die Hände, als sie hörten, was da nun schon wieder geplant war. Sofort wurde die Produktion angekurbelt...

Es schiffte wie aus Eimern, als ich begann die Gartenmöbel zurecht zu rücken. Fritz Walter Wetter... geil! Aber Detlev wird immer so zornig wenn ich den Vorgarten mit Blutgrätschen umpflüge... Zum Glück dient ein Carport hin und wieder dem entfremdeten Zweck eine Gartenparty darin abzuhalten, es soll ja eh nicht so lange werden... nein, drei, vier Kisten höchstens. Oli Wagner war der erste, der auflief... von der Schwiegermama in Spee vorgefahren. Beck’s Gold und eine unscheinbare Flasche mit sonem lustigen roten Hut, ein paar Würstchen, Baguette und Brötchen, mehr hatte er nicht im Schlepptau... noch nicht mal seine Perle... „Die is Tanzen!“ *fump* *gluck* *gluck* *gluck*... Marc und Posy hatten es tatsächlich geschafft, sich das erste mal in den Semesterferien von ihrer Couch zu erheben und dem Playstation-Controller die Chance zu geben, sich von seiner rot-glühenden Farbe zu erholen. Sie gesellten sich kurzerhand dazu. „Ich glaub das Bier reicht nicht...“
Drum-Mix auf meinem neuen Samsung... heisst: Anruf! Bei Anruf Leibi...
Oli Riek und Leibi waren zusammen auf dem Weg ins Kino. „Eyh, wat is? Steigt bei dir ne Cocktailparty hab ich gehört?” Selten hab ich Kino-Pläne so schnell zu Staub verfallen sehen/hören wie da... „Sind gleich da!“ Um die elitäre Runde zu komplettieren versuchte ich das Starensemble und dynamische Duo H.Riek/D.Stratmann zu erreichen. Die entsprechende sms von H.R. im O-Ton: „Ne Steff, ich trink doch kein Alkohol mehr! P.S.: Sitz mit DJ in der Kneipe!“ – vom Regen überrascht konnten sie ihre Fahrradtour nicht fortsetzen und suchten im Heilig-Abend-Stil eine Herberge... komisch, dass auf dem Schild draußen auch Bitburger zu lesen war!
„Eyh Marc, Statistik is raus!“ ...jetzt war Hektik und Nervosität angesagt... Marc rannte ans Telefon wählte die Hotline... aber anstatt irgendwelcher laut stöhnenden Damen kam nur die freundlich-reizende Computerstimme der FH-Notenabfrage... aber die sollte es vorerst auch tun!
Ich dachte immer so ein Holzzaun hält viel aus, aber einen vor lauter Erregung rumlaufenden, einer Wildsau nach der Paarung ähnelnden (was’n Wort) Marc war er nicht gewachsen... „Vier Null... ich hab Statistik bestanden – noch mal anrufen!“
Jetzt gab es kein halten mehr... gemütlich Trinken? Vorbei! Gemütlich knobeln? Vorbei! Bier? Vorbei! „Ich hab gesagt kurbelt die Maschinen an, in Wimbach sind se am saufen!“ ...na dann, her mit dem Salz und den Zitronen.

Ich hab schon Pferde kotzen sehen... ich hab auch schon mitbekommen, wie jemandem der Schließmuskel gerissen ist... auch wie der Kaffeesatz im Rachen eines Typen verschwand... aber dass bei einem solchen Gelage ein Leibi sagt: „Ne, ich muss fahren.“ ...also das eröffnete mir einen neuen Horizont, an dessen Existenz ich vorher nicht zu denken vermochte. Da saß er nun, aus seinem kleinen, schmalen und mit lauter perverser Fantasien getränkten Köpfchen wie immer schelmisch herausgrinsend. Hier ein Mixery, da ne Pepsi... „Was hast du mit dem Leibi gemacht, du böser böser Außerirdischer!“
Marc war nicht mehr zu halten... HDM... und wieder ein Tequila.
Damit unterstrichen wir ganz nebenbei die Stammtischparole, dass Studenten nur am saufen sind... die Nachbarn kamen zu ersten Beschwerdeanläufen... „jaja, wir sind was leiser“.

Bati bati bati bati bati bati bati.... gooooooooooal … dröhnte aus den Boxen, geile CD! „Wat macht denn eigentlich der Verlierer vom Knobeln?“ „Der krischt en Metaxa!“ ...sorry ASC, unser letzter verbleibender Schnaps von der Skitour musste auch dran glauben... aber ich hab Rudis Genehmigung eingeholt... nachdem Marc zwischenzeitlich mit seinem kompletten Telefonbuch gesprochen hatte und sich erfolgreich auf seine 4,0 einen von der Palme gewedelt hatte, wurde die nächste Etappe anvisiert... „Hey Oli, vernichte mal die Leichen!“
Etliche Flaschen Schnaps, zwei von Fußballgesprächen total entnervte Freundinnen (Danke fürs Zuhören Nathi und Ricky), Beck’s war eh schon weg, Mixery uch fast... „Marc, die Wurst isst man nicht vom Boden“... äh... wo war ich... achja: später, kam einer noch auf die Idee in das Funparadies der Eifel das „Station“ zu fahren... hier konnte ich mich glücklicherweise absetzen und ließ mich (ich bin sooo stolz) nicht mehr überreden auch dorthin noch mitzufahren... schließlich musste ich bei meiner Freundin bleiben. Auch Oli Wagner und Ricky suchten das Weite und so chauffierte der nüchterne (!!!!!!!!) Leibi (ich glaubs noch immer net – welche Paradoxum) die lüstre, elitäre Runde um Marc, Oli Riek und Posy ins Station, wo sich Posy alias Markus Gerhartz nicht halten konnte und dem Feiern das ständige Entleeren seines Mageninhaltes vorzug. Mein Drang zur Poesie und alten Goethe-Versen leerte mich auch gestern wieder: „Ja liebe Leute – glaubet mir, so ist denn alles was ihr Schnaps, Bier - kurz: den Vollsuff nennt, unser eigentliches Element!“
Wenn das Leibis Mutter wüsste...

 

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